Das Menschenbild, das der Individualpsychologie zugrunde liegt, ist positive und ganzheitlich. Der Begriff Individualpsychologie leitet sich vom lateinischen Wort "individuum" ab - das Unteilbare. Dies bezieht sich auf das unteilbare Ganze des Menschen - Körper, Geist und Seele. Die Persönlichkeitsentwicklung wird durch Erfahrungen der frühen Kindheit geprägt, die in unserem Unbewussten gespeichert sind. Nicht nur unbewusste Ursachen, sondern auch Ziele sind in den Augen der Individualpsychologie notwendig, um unser aktuelles Erleben und die Gestaltung unserer Realität zu verstehen. Wir gehen davon aus, dass sich jeder Mensch in einer sozialen Gemeinschaft entfalten will, dass er an dieser teilnehmen will und nach Wertschätzung und innerem Gleichwertigkeit strebt. 

Gelingt ihm die Herstellung dieses Gleichgewichts nicht aufgrund unbewusster Konflikte oder Lebensereignissen, werden die seelische Entwicklung und das individuelle Glück oft nachhaltig beeinträchtigt.

Das Positive dabei ist, dass der Mensch nicht das Produkt seiner Umwelt ist, sondern diese selbst gestaltet, selbst Entscheidungen trifft und verantwortlich ist. Mit jeder seiner Handlungen verfolgt der Mensch sein unbewusstes Ziel - dieses kann er jedoch erkennen und seine Entscheidungen bewusst gestalten oder verändern, wenn es notwendig ist.

Jede Herausforderung ist somit eine Möglichkeit zur Selbstentwicklung. Mit jedem Problem erhält der Mensch die Chance, sein Leben aktiv zu gestalten, zu verändern, sich als Teil der Gemeinschaft zu begreifen und in ihr zu entfalten. Jeder Mensch trägt zahlreiche Ressourcen in sich, mit denen er sein eigenes Leben und die Gemeinschaft bereichern kann. Er muss nur die Möglichkeit bekommen, sie zu entdecken und zu entfalten. Somit ist die Individualpsychologie eine ermutigende Form der Psychotherapie, der ein positives Menschenbild zugrunde liegt. Sie gibt den Menschen neue Kraft, fördert den eigenen Selbstwert und das individuelle Gemeinschaftsgefühl!